ABSOLUTE BEGINNER
Keren Cytter, Gareth Moore und Michael Sailstorfer
10.7.–26.8.2012
Keren Cytter, Gareth Moore und Michael Sailstorfer
10.7.–26.8.2012
„Absolute Beginner“ markiert den Anfang der Aktivitäten von „Fürstenberg Zeitgenössisch“. Diese erste Ausstellung weiht den neu entstandenen Wechselausstellungsbereich der „Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen“ ein und gibt durch die Werkpräsentation von Keren Cytter, Gareth Moore und Michael Sailstorfer einen Einblick in das 2011 auf Schloss Heiligenberg gegründete Stipendiatenprogramm. Verbindet sich in dieser Ausstellung somit in doppelter Hinsicht ein Anbeginn, können die drei beteiligten Künstler nur im Kontext des Stipendiatenprogramms von „Fürstenberg Zeitgenössisch“ als „Beginner“ angesehen werden. Trotz ihres jungen Alters haben Cytter, Moore und Sailstorfer bereits beachtliche Werke herausgebildet und sind dementsprechend seit einigen Jahren fester Bestandteil des internationalen Ausstellungsbetriebes.Die Schau in den „Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen“, die erstmalig Werke dieser jungen Künstler in der Region zeigt, vermittelt einen umfassenden Eindruck von der Qualität des künstlerischen Schaffens der drei ehemaligen Stipendiaten und zeigt zugleich auch die Vielfalt ihrer Herangehensweisen auf. Dabei stehen im Zentrum der Präsentation insbesondere Werke, die einen direkten Bezug zu der Region des Schwarzwaldes haben oder tatsächlich im Rahmen des Stipendiums auf Schloss Heiligenberg entstanden sind.So wird u.a. eine filmische Dokumentation des Theaterstücks „Anke is gone. I eat pickles at your funeral“ von Keren Cytter gezeigt; eine Arbeit, die die israelische Künstlerin im August 2011 auf Schloss Heiligenberg entwickelte, mit einer Gruppe von Schauspielern einstudierte und durch Integration von Aufnahmen des historischen Ortes eindeutig mit der Region in Verbindung brachte.Das Stück, das im September 2011 im Hebbel Theater am Ufer in Berlin seine Premiere feierte, erzählt die Geschichte von „Susi“, die ihre alte Schulfreundin „Anke“ besuchen möchte. Es handelt sich somit um eine zunächst recht unkompliziert anmutende Geschichte, die sich in ihrem Verlauf allerdings zu einem komplexen Konglomerat entwickelt. Die einzelnen Stränge überlagern sich und greifen ineinander über, so dass das Stück fast schon verwirrende Züge aufweist. Wie in vielen Arbeiten der Künstlerin, geht es Cytter auch in diesem Stück um die Erforschung von zwischenmenschlichen Beziehungen sowie die Ergründung von individuellen Gemütszuständen, die sie mit Verweisen auf literarische und filmische Werke verquickt.
Steht das Theaterstück von Keren Cytter somit in unmittelbarer Verbindung zu ihrem Aufenthalt auf Schloss Heiligenberg, entwickelte der kanadische Künstler Gareth Moore einen Teil seiner Werke mit direktem Bezug auf die „Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen“. Seine Arbeit „Honouring the bear“, die das zentrale Objekt innerhalb seiner Werkpräsentation darstellt, ist eine direkte Reaktion auf die Zoologische Sammlung des Hauses, mit einem präparierten Bären, der drohend, mit erhobenen Tatzen im Eingangsbereich platziert ist. Wöchentlich lässt Moore dem Tier einen Blumenkranz um die Tatzen legen, so dass dessen Angriffshaltung wie ein Begrüßungsgestus erscheint. Den jeweils vorigen Blumenkranz lässt er im Vorfeld abnehmen und im Wechselausstellungsbereich auf einem separaten Sockel platzieren.
Mit dieser humorvollen Intervention verweist der Kanadier nicht zuletzt auf die generelle Funktionsweise von Zoologischen Sammlungen – verwelkt der Blumenkranz doch nach wenigen Tagen, während der Bär aufgrund seiner Präparierung für Jahre und Jahrzehnte „eingefroren“ ist. In der Arbeit werden somit unterschiedliche Umgangsweisen mit Zeit vorgeführt, die sich zu einer poetischen Metapher für Leben und Tod verdichten.
Der dritte Künstler der Wechselausstellung, Michael Sailstorfer, setzte sich schon vor Beginn des Stipendiums mit der Region und deren Begebenheiten auseinander. Seine Fotoarbeit „Schwarzwald“, die neben einer Auswahl von Skulpturen und einem Video in der Ausstellung zu sehen ist, deutet bereits im Werktitel auf seinen Kontext hin. Das Foto zeigt ein Stück Wald, in dessen Zentrum ein 6 x 6 x 6 m messender Bereich komplett in schwarzer Farbe gefasst ist, während das Umfeld im natürlichen Grün erscheint. Neben der deutlichen Referenz an Kasimir Malewitschs „Schwarzes Quadrat“ von 1914/15, reflektiert die Arbeit mit großem Feingefühl die zeitgenössische Diskussion über den nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen des Planeten.
Die Verbindung der drei Stipendiaten Keren Cytter, Gareth Moore und Michael Sailstorfer mit der Region, zeigt sich im Rahmen der Ausstellung auf sehr vielfältige Weise. Sie lässt erahnen, wie junge künstlerische Positionen von einem außergewöhnlichen landschaftlichen und historischen Kontext angeregt und von diesem zu neuen künstlerischen Produktionen und Experimenten beflügelt werden können.
Mit großer Spannung darf man insofern die Resultate der zukünftigen Stipendiaten erwarteten, die in den kommenden Jahren durch Fürstenberg Zeitgenössisch präsentiert werden.