MANOEVER

Benjamin Saurer
1.9.–30.11.2012

Die Ausstellung „manoever“ des Künstlers Benjamin Saurer, der im Schwarzwald aufgewachsen ist und an der Städelschule in Frankfurt a. M. studiert hat, ermöglicht erstmals einen umfassenden Gesamteindruck seiner künstlerischen Praxis. Die eigens für die Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen Donaueschingen konzipierte Schau präsentiert neben orts-spezifischen Arbeiten ausgesuchte Werke der letzten Jahre.

Die Protagonisten des Saurer’schen Bildvokabulars sind dem kulturellen Gedächtnis verschiedenster historisch-diskursiver Konstellationen wie der Frühpädagogik, der kolonialen Eroberungen oder der Weltflucht der Gegenreformation entlehnt. Ekstatische Visionen, didaktische Anleitungen zum Spracherwerb, volksfromme Dankbarkeitsbezeugungen oder kannibalistische Rituale werden dabei stets zeichenhaft und typologisierend eingesetzt.

Verortet sind diese Motive zumeist in textilen Bildgründen mit einer komplexen, verführerischen und zugleich schwer greifbaren Haptik. Diese lässt Saurer in einem mehrstufigen, vorindustriell anmutenden Fertigungsprozess unter Verwendung von Wachs, Bleichmitteln und Färbepigmenten entstehen. Die Ergebnisse werden in manchen der gezeigten Arbeiten mit moderner Drucktechnik in Graustufen reproduziert und somit in einem gegenläufigen Schritt ihrer scheinbar wesentlichen formalen Merkmale beraubt. Das künstlerische Instrumentarium Saurers umfasst darüber hinaus installative Akzente, die in skulpturalen und architektonischen Ausprägungen eine verbindende Funktion einnehmen und so den Gesamtcharakter der Ausstellung unterstreichen. Die vergleichend angelegten Verfahrens- und Produktionsweisen dienen im Zusammenspiel mit historisch-genealogischen Strategien dazu, Brüche im Kontext sozialer und kultureller Narrative freizulegen. Saurer fordert den Betrachter auf diese Art und Weise auf, Überlegungen zu gesellschaftlichen Formen der Aneignung, aber auch zu konkreten individuellen Geisteshaltungen im Spannungsfeld zwischen Ehrfurcht und Schamlosigkeit, Hilflosigkeit und Selbstermächtigung, Entfremdung und kultureller Konditionierung anzustellen.

AUSGESTELLTER KÜNSTLER

BENJAMIN SAURER

IMPRESSIONEN