FÜNF STERNE
22.4.-28.8.2016
Eröffnung 21.4.2016, 19:00 Uhr
22.4.-28.8.2016
Eröffnung 21.4.2016, 19:00 Uhr
Mit der Ausstellung „Fünf Sterne“ präsentiert Fürstenberg Zeitgenössisch den fünften Jahrgang des Fürstenberg Zeitgenössisch Förderprogrammes – die StipendiatInnen des Jahres 2015: Carina Brandes, Ryan McLaughlin und Claus Richter.
Der Sternenhimmel fasziniert die Menschheit schon seit Jahrtausenden. Aus fünf Sternen bestehen die Bilder gemeinhin, die der Mensch in ihn hineinprojiziert. Besonders helle Sterne dienen der Navigation und dazu, sich in der Welt zurecht zu finden. So setzen sich auch die Arbeiten dieser drei KünstlerInnen auf unterschiedliche Weise mit dem „Wo-Sein“und dem „So-Sein“ auseinander. In ihren Werken zeigen sich verschiedene Rollen- und Bildüberlagerungen, Inkronguenzen und Fantastisches, denen es auf unterschiedlichen Routen nachzuspüren gilt.
Die schwarz-weißen Analogfotografien von Carina Brandes (*1982, in Berlin lebend) zeigen stets weibliche Körper, die in unbestimmten, manchmal durchaus auch unwirklich erscheinenden Szenerien Momente der Begegnung mit Props oder der Umgebung aufführen. Häufig ist es ihr eigener Körper, den sie fotografiert, wobei sie als Person meist nicht erkennbar ist, da Haare und Gegenstände ihr Gesicht verdecken oder eine Bewegung in der Unschärfe eines Bildes resultiert. Brandes’ Fotografien vervielfachen und verkomplizieren den Körper durch Verdoppelungen und Schattenspiele und auch im Produktionsprozess nimmt sie verschiedene Rollen ein. Ein weiteres, in diesem Zusammenhang immer wieder bei ihr auftauchendes Motiv ist die Annäherung an das Tier oder die Tierwerdung durch Maske, Interaktion und gemeinsame Posen. Die Situationen, die Brandes inszeniert und fotografiert, erzählen keine Geschichten, sondern eröffnen eine reine, surreale Präsenz. Sie zeigen auf einfache und selbstverständliche Weise unerwartete Einbrüche in die Alltäglichkeit und die Ganzheit des Subjekts. Während ihres Aufenthaltes auf Schloss Heiligenberg sind Fotografien in der dortigen Szenerie entstanden, die nun ergänzt um weitere Arbeiten in der Ausstellung zu sehen sind.
Die Bilder von Ryan McLaughlin (*1980, in Berlin lebend) sind auf eine ganz andere Art und Weise unwirklich. Oftmals nimmt der Maler Logos und Schriftzüge von Firmen als Ausgangs- bzw. gegenständlichen Anhaltspunkt, während auf dem Rest der Leinwand eine ganz eigene, abstrakte Bildlichkeit entsteht. Mit ihr wird eine Erwartung dekonstruiert, die sich aus dem Signal „Logo“, der zugehörigen Farbigkeit und den standardisierten Bildformaten ableitet, die an öffentliche Werbeplakate erinnern könnten. Denn von Werbeästhetik sind diese genuin malerischen Ansammlungen weit entfernt. Die erkennbaren Zeichen sind keine Übertragungen, sondern Bearbeitungen. McLaughlin unterzieht Bildformeln einer Revision, verschleift Schriftzeichen miteinander, verkürzt und verändert sie. So entstehen gegenwärtig verunklärte Zeichen, die Malerei und Alltägliches in lakonisch sanften Zusammenstellungen zugleich ironisch trennen und verbinden. Häufig wählt der amerikanische Künstler Logos von Verkehrsunternehmen wie z.B. Fluggesellschaften, und ruft damit u.a. Perspektiven auf, die mit diesen Zersiedelungen und malerischen Aneignungen assoziiert werden können.
Das besondere Umfeld von Schloss Heiligenberg bot Claus Richter (*1971, in Köln lebend) das ideale Umfeld, seinen 20minütigen Musicalfilm „Salve Monstrum“ zu entwickeln. In seinen Installationen schafft Richter oftmals begehbare Bühnenbilder oder Dioramen zugleich zauberhafter als auch abgründiger Welten, die von Automaten, Puppen und Traumwesen bevölkert werden, wofür er im Schloss eine ideale Kulisse fand. Seine Begeisterung für die Realität sprengende Fantasie und seinen Glauben an die Imagination als Gegenspieler pragmatischer Notwendigkeiten, hat der Künstler, der hier als Komponist, Choreograph, Regisseur, Kostümbildner, Sänger und Schauspieler nahezu alle Rollen in sich vereint, in ein ebenso poppiges wie dandyeskes Spiel verwandelt. Ein dem Groove verpflichteter Hofstaat, ein dekadenter König und ein frustrierter Räuber, die beide von Richter verkörpert werden, sind die Protagonisten dieses Musicals, in dem das Reich der Fantasie regiert und Verrücktheiten durchaus plausibel sind.
Die zauberhaften und abgründigen Welten des Claus Richter zeichnen sich wie die Fotografien von Carina Brandes und die Malerei des Ryan McLaughlin durch ihre poetische und humorvolle Vielschichtigkeit aus, aber auch und vor allem durch eine große Eigenständigkeit. Die Sterne der drei StipendiatInnen leuchten vielversprechend am Kunsthimmel – sie sind 5-Sterne-KünstlerInnen…