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KAI ALTHOFF

Kai Althoffs Musikprojekte, Ausstellungen und Performances nehmen ihren Ausgangspunkt häufig in Kollaborationen. Auch seine Zeichnungen und Malereien thematisieren Gemeinschaften und Gruppenkonstellationen, zeigen Menschen, die zusammen sitzen, miteinander sprechen oder gemeinsam etwas tun. 2008 entstand zusammen mit dem in San Francisco lebenden Travis Meinolf, der an der Wiederaneignung von textiler Produktion arbeitet, in der Vancouver Art Gallery „The Weaving Place“, eine Rauminstallation mit sechs Webarbeitsplätzen, zu deren Nutzung explizit eingeladen wurde. Stoffe und Gewebe spielen eine große Rolle in Althoffs Werk. Sie evozieren Körper- und Stofflichkeit, aber auch das Verhüllen und die Hülle als Träger von Ausdruck. Manche Figuren im seines Bilderkosmos wirken gar, als erwüchsen sie aus diesem Bereich des Textilen.
Die Videoarbeit „I will be last“, die sich in der Sammlung von Fürstenberg Zeitgenössisch befindet, beruht auf einer Tanztheater-Performance, die Althoff gemeinsam mit Meinolf und anderen am Eröffnungstag der Ausstellung aufführte. Die zugrunde liegende Erzählung kreist anhand der Belästigung einer Schülerin um zwischenmenschliche Beziehungen, die ihnen innewohnenden Dynamiken und Machtstrukturen. Stellte bereits die Performance ein hoch aufgeladenes, ritualistisches Szenario dar, so verbindet das Video die verschiedenen Stoffe im Weben, als Kostüm, als Bühnenbild und als sichtbare gesellschaftliche Fäden zu einer surrealen Ausdrucksform einer brüchigen Realität.

Das Werk von Kai Althoff dreht permanent an den Schrauben der Wahrnehmung. Es erscheint mal pedantisch klein, dann wächst es thematisch riesengroß über sich hinaus, inkorporiert Mythisches und Mystisches unmittelbar neben Alltäglichkeiten, die kaum der Rede wert erscheinen könnten. Dieses Alltägliche aber gerät in seinen Malereien und Zeichnungen, Skulpturen, Installationen, Performances und Videos aus den Fugen. Unter vermeintlich vertrauten Formen und Oberflächen sind Deformationen nur halb verschleiert und es kommt zu einem existentialistischen Zusammenstoß zwischen innerem Begehren und äußerer Ordnung.